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In neuem Glanz

Eine Wandmalerei von Walter Bernstein am Giebel des Hauses der Vereine in Wustweiler

Im Dezember des vergangenen Jahres berichteten wir von einer großen Wandarbeit des saarländischen Künstlers Walter Bernstein, die hinter Büschen und Containern an der Giebelwand des Hauses der Vereine in Wustweiler aufgetaucht ist. Durch die notwendigen Sanierungsarbeiten am Gebäude der 1950er Jahre musste das Kunstwerk hinter Dämmmaterial verschwinden.

Nun erstrahlt es wieder in neuem Glanz! In diesem Beitrag wollen wir die technische Umsetzung erläutern. Vorab aber eine Bemerkung zur Originalität der Rekonstruktion. Denn tatsächlich ist nicht eine Kopie des Originals entstanden, da die Ausführung der Idee nicht vom Künstler selbst stammte. Die künstlerische Handschrift ist im Konzept dieser Sgrafitto-Arbeit nicht vorgesehen. Das heißt: die Idee, das Konzept des Künstlers, wurde einfach noch einmal ausgeführt.

Beim ersten Entstehungsprozess, in den 1950er Jahren, wurde der kleinformatige Entwurf maßstabsgetreu auf Pergamentpapier gezeichnet, danach die Folie an der Wand befestigt und im Durchpausen auf diese übertragen. Es folgte die Ausführung in Sgrafitto-Technik.

Die Rekonstruktion begann im Frühjahr 2023 vor der Dämmung der Fassade. Pergamentpapier wurde an der Wand befestigt und das komplette Bild durchgepaust. Farbproben wurden entnommen, um bei der späteren Umsetzung den richtigen Ton zu treffen.

Foto 1: Sobald die neue Wand im Unterputz fertig ist, wird das Papier wieder an der ursprünglichen Stelle befestigt und die Zeichnung auf die Wand übertragen. Die Ausführung in Sgrafitto-Technik kann beginnen. Das Wort Sgrafitto ist aus dem Italienischen vom Verb sgraffiare = „kratzen“ abgeleitet.

Foto 2: Zunächst werden die Linien und Flächen des Gemäldes mit Klebeband abgedeckt. 

Foto 3: Danach wird der neue Putz auf die Wand aufgetragen. Dieser hat an den Partien der Klebefolie keine Haftung.

Foto 4: Der Putz wird durch Abziehen der Folien entfernt. (Siehe auch das Video auf der Homepage der Gemeinde Illingen, www.illingen.de) Übrig bleibt die künstlerische Arbeit, die wie in Vertiefungen in die Wand „gekratzt“ erscheint. Die Relieftiefe beträgt 0,5 cm. 

Damit das Bild deutlich sichtbar hervortritt, werden nun alle tiefer liegenden Partien mit der braunen Farbe ausgemalt. Dabei zeigt sich, dass manche Partie durch die Einfärbung der Umgebung entsteht, so dass etwa der Körper des stehenden Mädchens oder der sitzenden Figur aus der erhabenen Partie hervorgeht, der des stehenden Jungen aus der tiefer liegenden. Ein reizvolles Spiel aus Licht und Dunkel, Positiv und Negativ entsteht.

Foto 5: Die Qualität bei der Umsetzung der Rekonstruktion hängt wesentlich von der Erfahrung und der Präzision der Schaffenden ab. Die Firma Schmidt-Soffel, Maler- und Stuckateur-Fachbetrieb aus Neunkirchen, besitzt diese in vollem Umfang. Es ist kein Zufall, dass Walter Bernstein vor rund 100 Jahren in diesem Betrieb seine erste Lehre begonnen hat. Foto Schmidt-Soffel

Foto 6: Das Bildungszentrum in Wustweiler hat eine deutliche Aufwertung erfahren. Sobald Hof und ehemalige Volksschule saniert sind, wird dieser freundliche Ort wieder Menschen anziehen. Die Arbeit Walter Bernsteins war bei ihrer Entstehung auf das Thema der 1950er Jahre abgestimmt, also auf einen Ort, an dem Kinder und Jugendliche täglich verkehrten, aber die Drachen steigenlassenden Kinder am Baum ergeben auch für Erwachsene ein heiteres und friedliches Bild. Foto Schmidt-Soffel

Die Rettung dieser ansprechenden Arbeit von Walter Bernstein verdanken wir der Initiative des Ortsrats Wustweiler.

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